Funkwellen über Berlin – Eine Reise durch die Geschichte des OV D17 Berlin-Mitte

Funkwellen über Berlin – Eine Reise durch die Geschichte des OV D17 Berlin-Mitte

Die Geschichte beginnt in einem Berlin, das längst nicht mehr das gleiche ist wie heute. In den 1950er Jahren, als der Kalte Krieg die Stadt in zwei Welten teilte, entstanden drei Klubstationen im Bezirk Mitte – damals noch unter dem Kreiskenner O Ø4.

DM3JO in der BEWAG am Schiffbauer Damm, DM4OO im Haus der jungen Talente in der Klosterstraße und Y34ZO im Haupttelegrafenamt an der Oranienburger Straße – Namen, die heute fast vergessen sind, aber in den Herzen der alten Funkamateure weiterleben. Hier, in diesen Räumen voller Technik, Begeisterung und der Sehnsucht nach der großen weiten Welt, wurden Generationen von Funkern ausgebildet.

Eine Zeit der Eigenbauten und Experimentierfreude

Die Klubstationen waren Ausbildungsstätten, wo vor allem Jugendliche auf die Amateurfunkprüfung vorbereitet wurden. Funkbetrieb unter Aufsicht, das Erlernen der Telegrafie – die Grundlagen, die man für den Einstieg in die Welt des Amateurfunks brauchte. Doch es waren nicht nur die Menschen, die Geschichte schrieben – es waren auch die Geräte.

Bis 1980 bestand die Ausstattung fast ausschließlich aus Eigenbauten. In DM3JO stand ein ehemaliger Marinesender – ein Koloss von zwei Metern Höhe, der nur drei Bänder bedienen konnte: 40, 20 und 16 Meter. Erst später kam ein selbstgebauter SSB-Sender dazu. Die Empfänger? Meist ausrangierte kommerzielle Geräte, die mit viel Fingerspitzengefühl und Lötkolben am Leben gehalten wurden.

Dann, 1980, geschah etwas Neues: Die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) begann, den Klubstationen fabrikneue "Teltow"-Transceiver kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ein Fortschritt – aber die Liebe zur eigenen Technik blieb.

Die Legenden des OV – OM Rose und OM Schirmer

Jede Gemeinschaft hat ihre Vorbilder, ihre alten Hasen, ihre Legenden. Einer von ihnen war OM Heinz Rose, Leiter der Klubstation im Haupttelegrafenamt. Sein Rufzeichen: DM2ABO – eines der ersten, die im Ostteil der Stadt vergeben wurden. Er erlebte die Anfänge des Amateurfunks in der DDR, er lebte ihn, und er teilte sein Wissen mit all jenen, die nach ihm kamen. Jahre später wurde aus DM2ABO Y21BO. OM Rose verstarb vor einigen Jahren, doch seine Spuren sind geblieben.

Ebenso wie die von OM Herbert Schirmer (DM2BRO / Y22RO / DL7URO). Wer in Ost-Berlin seine Lizenz machte, kannte ihn – als Mitglied und Leiter der Amateurfunk-Prüfungskommission. Einer, der das Funkwesen mit aufgebaut hat. 1996 verstarb er mit 74 Jahren, doch sein Erbe lebt weiter – in jedem neuen Funker, der seinen ersten CQ-Ruf aussendet.

Die Wende – ein neuer Anfang

Der Mauerfall veränderte alles. Plötzlich war auch der Amateurfunk nicht mehr in starren Strukturen gefangen. Und so trafen sich am 28. November 1990 die Mitglieder der alten Klubstationen und beschlossen: Wir treten dem DARC bei! Der neue Ortsverband D17 Berlin-Mitte war geboren.

Doch mit der neuen Freiheit kamen auch neue Herausforderungen. Die alten Klubräume gingen verloren, Geräte mussten eingelagert werden. Die Mitglieder zogen sich aber nicht zurück – sie suchten neue Wege, neue Orte.

1993 wurde Klaus Schulz, DL7VKS, zum neuen OVV gewählt, und es war Wolfgang Noack, DL7VWN, der schließlich einen Raum in der Schule an der Wallstraße organisierte. Hier konnte endlich die neue Klubstation DLØBLM aufgebaut werden. Ein Neuanfang – mit alten Erinnerungen und neuer Energie.

Heute – Eine Gemeinschaft, die weiterlebt

Der OV D17 existiert weiter – getragen von Menschen, die diese Tradition lebendig halten. Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich die Mitglieder ab 17:00 Uhr in der Speisegaststätte Pila in Berlin-Friedrichshain. OVV Andreas Wellmann, DL7UAW, sein Stellvertreter Thomas Schwant, DH7TS, und QSL-Manager Jens Heyne, DL7UMA, sorgen dafür, dass der OV organisiert bleibt, dass neue Mitglieder kommen, dass Funkerfreundschaften gepflegt werden.

Die OV-Frequenz 144,675 MHz ist ihr digitales Lagerfeuer, die Clubstationen DF0BLM und DL0BLM ihre Heimat auf den Wellen.

Berlin hat sich verändert, aber der Funk bleibt. Er verbindet Menschen, Zeiten und Geschichten. Und vielleicht sitzt gerade jetzt ein junger Funkamateur in Berlin, dreht am VFO-Knopf seines Geräts und lauscht. Lauscht auf eine alte Stimme, die von damals erzählt – von Marinesendern, von Teltow-Transceivern, von Heinz Rose und Herbert Schirmer, von der Sehnsucht nach der Welt in einer Zeit, in der die Mauer noch stand.

CQ, CQ – hier ist D17 Berlin-Mitte.

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