Funk, Fehler und Finesse – Die stille Renaissance des OV Ahlen

Funk, Fehler und Finesse – Die stille Renaissance des OV Ahlen

In einer Zeit, in der Kommunikation durch Glasfaserkabel und Cloud-Server in Lichtgeschwindigkeit erfolgt, wirken Morsezeichen und Dipolantennen wie aus der Zeit gefallen. Doch in Tönnishäuschen, einem Ortsteil von Ahlen in Westfalen, blüht eine kleine Gemeinschaft, die dem Amateurfunk nicht nur treu geblieben ist, sondern ihn mit handwerklicher Hingabe weiterentwickelt. Der Ortsverband Ahlen (N34) des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) beweist, dass technologische Präzision und geselliger Zusammenhalt keine Widersprüche sein müssen.

Im Zentrum des Geschehens steht das Clubheim in der „Alten Schule“. Es ist nicht nur ein Treffpunkt für Funkamateure, sondern auch eine Bühne für technische Experimente, kollektive Problemlösungen – und Wildgerichte vom Grill. Während die OV-Frequenz 144.525 MHz jeden Abend zur improvisierten Konferenzleitung für Funkenthusiasten wird, treffen sich Mitglieder sonntags vor Ort. Besucher sind willkommen, allerdings sollte man ein gewisses Faible für improvisierte Fehleranalysen mitbringen.

Der CW-Fieldday 2024, der vom 1. bis 2. Juni stattfand, war ein Paradebeispiel für das kontrollierte Chaos, das den Amateurfunk ausmacht. Balun-Probleme, Kabel-Wackelkontakte, SWR-Mysterien – nichts, was nicht mit etwas Geduld, einem Multimeter und einem Schuss Selbstironie gelöst werden konnte. Nach spätem Conteststart lief es dennoch rund: Skimmer, SDR und Logsoftware arbeiteten zuverlässig, knapp 800 Verbindungen wurden hergestellt – ein bemerkenswertes Ergebnis angesichts der Startschwierigkeiten. Belohnt wurden die Teilnehmer mit Reh, Damwild und Wildschwein vom Grill, serviert in geselliger Runde.

Doch der Verein ruht sich nicht auf Erfolgen aus. Seit März 2023 wurde die Antennenanlage umfassend überarbeitet. Der alte OCF-Dipol wurde durch einen über eine Hühnerleiter gespeisten 2x25-Meter-Dipol ersetzt – ein Allbander mit Potenzial. Auch die UHF-Antenne und die Rotoranlage wurden überholt. Erste Tests zeigten erfreuliche Ergebnisse: So wurde etwa die portugiesische 6-m-Bake CS5BLA empfangen – ein leiser Beweis für die Leistungsfähigkeit der neuen Konfiguration.

Hinter diesen Aktivitäten steht ein Team, das eher durch Taten als durch Worte überzeugt. Reimund (DL6YCU) wird beim Rotorumbau "untertage" gesehen, Ludger (DF5QT) protokolliert mit technischer Akribie, während Werner (DL8YEB) als Ortsverbandsvorsitzender für Kontinuität sorgt.

Der OV Ahlen zeigt exemplarisch, wie ein scheinbar antiquiertes Hobby Relevanz bewahren kann – durch Gemeinschaft, Experimentierfreude und die Bereitschaft, nicht alles sofort zu verstehen, sondern zu hinterfragen. In einer Ära der Wegwerfkommunikation bleibt der Amateurfunk eine Disziplin des genauen Hinhörens. Und genau das ist es, was die OV-Abende von N34 so wertvoll macht.

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