Bochum – Die Antennen ragen in den Himmel, das Rauschen im Kopfhörer wird zum Taktgeber – und am anderen Ende der Welt antwortet jemand. Für die Funkamateure des Ortsverbandes Ruhr-Universität Bochum (O35) ist dies Alltag, Faszination und verbindende Kultur zugleich.
Der DARC-Ortsverband O35 feierte im Mai 2023 sein 50-jähriges Bestehen. Ein halbes Jahrhundert technischer Neugier, ehrenamtlichen Engagements und internationaler Verständigung. In einem Zeitalter, in dem Kommunikation durch das Internet scheinbar mühelos geschieht, beweisen diese Enthusiasten, dass Amateurfunk weit mehr ist als Nostalgie – es ist gelebte Technik, gelebte Gemeinschaft.
Clubraum mit Geschichte – und Zukunft
Seit Februar 2024 treffen sich die Mitglieder regelmäßig im Clubheim in der Vogelstraße 29 in Bochum. Der Raum ist schlicht, aber funktional – Werkbank, Antennenanschlüsse, Funkgeräte, alles auf Sendung. Jeden ersten Donnerstag und dritten Dienstag im Monat ist dort OV-Abend, bei dem Gäste ausdrücklich willkommen sind. Dass das Gemeinschaftsgefühl nicht am Clubraum endet, zeigt das rege Engagement bei externen Events.
Pilsumer Leuchtturm – Lichtsignal trifft Funkwelle
Ein Höhepunkt des Jahres ist seit langem die Teilnahme am International Lighthouse and Lightship Weekend (ILLW). Auch 2024 war der Pilsumer Leuchtturm an der Nordseeküste das Ziel. Dort, wo einst Seefahrer auf Sicht navigierten, breiteten die Funker ihre Antennen aus und verbanden sich mit der Welt. Neben überkontinentalen QSOs sorgte vor allem der Kontakt mit Ausflugsgästen für rege Gespräche – Technikbegeisterung zum Anfassen. Dass mit Josef DL4DG sogar der OVV des benachbarten Ortsverbands O38 zur Gruppe stieß, spricht für die Strahlkraft der Veranstaltung – im wörtlichen wie übertragenen Sinn.
Technikbegeisterung auf dem Dach
Zurück in Bochum, wartete bereits das nächste Projekt: Am 7. Juli 2024 wurde ein 6-Band-Hexbeam auf dem Dach des Clubheims montiert. Eine leistungsstarke Antenne, die den Funkbetrieb auf den Kurzwellenbändern erheblich erweitern wird. Bereits die ersten QSOs reichten über den Atlantik – ein symbolischer wie technischer Erfolg. Für den OV ist solche Arbeit Teil der DNA: bauen, messen, testen, verbessern. Technik lebt vom Machen.
Generationenvertrag im Morsecode
Doch O35 lebt nicht allein von Funkwellen und Frequenzen. Die Menschen hinter den Rufzeichen stehen im Mittelpunkt. Am 7. Januar 2025 verstarb Werner Oswald, DF6DV – ein Urgestein des Ortsverbandes. Seit 1978 hatte er mit Kursen, Projekten und unermüdlicher Hilfsbereitschaft Generationen von Funkamateuren geprägt. Sein Tod ist ein Verlust, seine Spuren aber bleiben.
Dass das Erbe weitergetragen wird, zeigte sich auf der Mitgliederversammlung im Mai 2024: Ein neuer Vorstand wurde gewählt, frische Ideen treffen auf bewährte Strukturen. Ein Workshop zur Zukunftsplanung im Februar bereitete in geselliger Runde mit Kaffee und Kuchen die Marschrichtung für das neue Vereinsjahr vor.
Von der Sternwarte bis zum Contest
Auch sportlich ist O35 aktiv: Bei Contesten wie dem IARU-Region-1-Wettbewerb auf 145 MHz oder dem Ausbildungscontest wird nicht nur um Punkte, sondern auch um Erfahrung und Nachwuchs geworben. Die Sternwarte Bochum dient dabei regelmäßig als Ort für Fielddays, Antennenmontagen oder öffentliche Aktionstage – so etwa zum 50. Jubiläum der Mondlandung, das mit dem Sonderrufzeichen DA0APOLLO gefeiert wurde.
Ein Verein mit Strahlkraft
Die Leidenschaft bei O35 ist ansteckend. In Zeiten, in denen technisches Verständnis oft abstrakt bleibt, bietet der Amateurfunk ein praktisches, sinnstiftendes Feld. Funkamateure sind keine nostalgischen Tüftler – sie sind Entwickler, Mentoren, Krisenhelfer, Brückenbauer. Sie beweisen, dass Kommunikation nicht nur eine technische, sondern vor allem eine menschliche Verbindung ist.
Der Ortsverband Ruhr-Universität Bochum steht exemplarisch für diese Haltung – mit 50 Jahren Erfahrung und der Bereitschaft, mindestens noch einmal so viele anzuhängen. Funk verbindet. Nicht nur Geräte, sondern vor allem Menschen.
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