Es gibt Orte, an denen die Vergangenheit auf die Zukunft trifft – Orte, an denen Innovation nicht aus Hochglanzbüros, sondern aus Garagen, Kellerräumen und improvisierten Funkstationen kommt. Der Ortsverband Hunsrück K28 des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) ist einer dieser Orte. Hier, tief in Rheinland-Pfalz, wird Amateurfunk nicht nur betrieben – er wird gelebt.
Die Stimme aus dem Äther
Die Welt mag sich verändert haben, aber für die Mitglieder von K28 bleibt die Faszination des Funkens dieselbe. In Zeiten von Smartphones und Breitbandinternet setzt der Ortsverband auf eine Technologie, die seit über 100 Jahren Menschen verbindet: Hochfrequenzwellen. Mit ein wenig Antennenbau und technischer Raffinesse kann man von einem kleinen Ort in Deutschland aus mit Funkamateuren in der Antarktis sprechen – eine Fähigkeit, die in Zeiten von Krisen und Naturkatastrophen mehr als nur ein Hobby ist.
Am 11. Januar 2024 trafen sich die Mitglieder von K28 in der Antoniusstube in Bad Salzig. Es war ein Abend wie viele andere, doch unter der Oberfläche brodelte es. Der Ortsverband steht vor einer neuen Ära – einer Ära der digitalen Remotestationen, des erweiterten Ausbildungsangebots und der wachsenden Bedeutung von Notfallkommunikation.
Remotestation 12: Die Zukunft beginnt jetzt
Am 28. und 29. September 2024 setzte K28 einen bedeutenden Meilenstein. Zum ersten Mal gelang es dem Ortsverband, sich erfolgreich in das VPN-Netzwerk des DARC für Remotestationen einzuklinken. Was das bedeutet? Funkamateure können nun – unabhängig von ihrem Standort – auf eine Hochleistungsstation zugreifen, als stünden sie direkt daneben.
Diese Technologie ist mehr als nur Bequemlichkeit. Sie ermöglicht es älteren Mitgliedern, die nicht mehr aktiv Antennen aufbauen können, weiterhin Teil der Gemeinschaft zu sein. Sie erlaubt jungen Funkern, ohne teure Ausrüstung Erfahrungen zu sammeln. Und sie bietet eine verlässliche Backup-Kommunikation in Notfällen.
„Wir werden eine der 15 offiziellen DARC-Remotestationen betreiben,“ erklärt Ralph Naumann, DM4NR. „Unsere Station in Hunsrück wird es ermöglichen, auf Kurzwelle sowie 2m und 70cm aktiv zu sein – von überall auf der Welt.“
Der erste Schritt ist getan: Ein Yaesu 991A wurde bereits installiert, zusammen mit einer leistungsfähigen OptiBeam 7-3 Antenne. Doch das ist erst der Anfang. In den kommenden Monaten soll die Infrastruktur weiter ausgebaut werden – mit zusätzlichen Antennen für die Bänder 160m, 80m und 40m.
Eine Community, die mehr ist als nur Funkbetrieb
Der K28-Ortsverband ist nicht nur technisch vorne mit dabei, sondern auch eine eingeschworene Gemeinschaft. Das wurde im Januar 2025 deutlich, als der plötzliche Tod eines geschätzten Mitglieds, Wolfgang Leibauer (DL3PK), die Gruppe erschütterte. Wolfgang war seit 36 Jahren Mitglied im DARC und hatte K28 mitgeprägt – als Kassenwart, als Organisator und als Mentor für eine ganze Generation neuer Funkamateure.
„Wolfgang war nicht nur ein exzellenter Funker,“ erinnert sich ein langjähriges Mitglied, „sondern auch ein Lehrer, der Wissen und Leidenschaft weitergab.“ Seine Arbeit im Verein wurde mit drei aufeinanderfolgenden Shears-Awards gewürdigt, einer der höchsten Auszeichnungen für Amateurfunkaktivitäten.
Die Funkgemeinschaft erwies ihm die letzte Ehre auf ihre eigene Weise: In einer weltweiten Funkrunde wurde sein Rufzeichen ein letztes Mal gerufen. Eine stille Minute, übertragen auf Frequenzen, die von Kontinent zu Kontinent reichten – ein digitales Denkmal für einen Mann, dessen Leidenschaft das Funken war.
Vom Bastelprojekt zur Rettungsmission: Funker als Lebensretter
Dass der Amateurfunk mehr ist als ein nostalgisches Hobby, zeigte sich kürzlich in Dienheim. Dort drohte eine Jubiläumsfeier des örtlichen Jazztanz-Vereins ins Wasser zu fallen, als drei Tage vor dem Event die Notbeleuchtung ausfiel. Ohne sie durfte die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden.
„Wir haben innerhalb von 24 Stunden eine Lösung gefunden,“ berichtet DL3WA, einer der Organisatoren. Dank der technischen Expertise und des mobilen Equipments von K28 konnten alle kritischen Bereiche der Halle mit akkubetriebenen LED-Strahlern ausgeleuchtet werden.
Das Ergebnis: Die Feier fand wie geplant statt – und die Funker von K28 wurden einmal mehr zu lokalen Helden. „Wenn es darauf ankommt, können Funker mehr als nur Funken,“ heißt es in ihrem Bericht.
Die Zukunft des Amateurfunks liegt in der Ausbildung
K28 weiß, dass Wissen nur dann überlebt, wenn es weitergegeben wird. Deshalb startet im März 2025 ein neuer Amateurfunkkurs für die Klasse N – die perfekte Gelegenheit für Einsteiger, sich mit Technik, Betrieb und Vorschriften vertraut zu machen.
Termine:
📅 12. März – 25. Juni 2025, jeweils mittwochs von 18:30 bis 20:00 Uhr
📍 DLRG-Station, Hafenstraße 19-21, 55276 Oppenheim
💰 Kursgebühr: 25 € (zzgl. Prüfungsgebühren)
Die Anmeldung ist bereits möglich – und die ersten Plätze sind schon vergeben.
Wenn Innovation und Tradition sich treffen
Der Ortsverband Hunsrück K28 beweist, dass der Amateurfunk nicht ausstirbt – er entwickelt sich weiter. Zwischen Hochleistungsantennen und VPN-Remotestationen, zwischen weltweiten Verbindungen und lokalen Notfalleinsätzen bleibt eines bestehen: die Faszination für das Unsichtbare.
Die Welt mag sich verändern, doch der Funk bleibt. Und solange es Menschen gibt, die bereit sind, mit neuen Technologien zu experimentieren, bleibt K28 ganz vorne mit dabei.
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