Amateurfunk im Münsterland: Wie der OV Borken N23 eine Technikleidenschaft kultiviert

Amateurfunk im Münsterland: Wie der OV Borken N23 eine Technikleidenschaft kultiviert

Im westfälischen Borken, wo Landwirtschaft und Mittelstand dominieren, erhebt sich ein kleiner aber lebendiger Mikrokosmos technischer Neugier: der DARC-Ortsverband Borken (N23). Seit Jahren kultiviert dieser Verein eine Leidenschaft, die außerhalb technikaffiner Zirkel kaum noch wahrgenommen wird – den Amateurfunk. Und das mit bemerkenswerter Konsequenz.

Während Streamingdienste und Smartphones die Kommunikation globalisieren, verfolgen die Funkamateure in Borken ein analoges Ziel mit digitalem Anspruch: echte Verbindung. Hier geht es nicht nur um Gespräche, sondern um die handwerkliche Kunst, Antennen zu bauen, Funkgeräte zu optimieren und über Frequenzen hinweg die Welt zu entdecken – oder zumindest Norfolk Island.

Die Aktivitätsliste liest sich wie das Logbuch eines technikbegeisterten Vereins, der zwischen Bastelkeller und Funkstation lebt. Im Februar beginnt die Saison mit einem geselligen Abendessen im Restaurant Adria – ein Zeichen, dass Gemeinschaft hier ebenso gepflegt wird wie Signalpegel. Im März wird „der Club auf Vordermann gebracht“, im April gestöbert und ausgemistet. Der Mai bringt Grillwurst – genannt „StartUp-Event“ – und die Sommersause im Juli rundet das Halbjahr mit Fahrradtour und Würstchen ab. Selbstverständlich mit Partnerinnen – denn auch Funkamateure wissen, dass nichts ohne soziale Erdung funktioniert.

Doch hinter der Geselligkeit steckt technische Ernsthaftigkeit. Der OV organisiert regelmäßige Themenabende in der Cordula-Schule, wo alles vom ADALM-PLUTO SDR über QO-100 bis hin zu LoRa-Mesh-Kommunikation besprochen wird. Wer mit „Gunnplexern“ auf 10 GHz experimentieren oder SvxLink mit deutscher Sprachsynthese aus dem Raspberry Pi entlocken möchte, ist hier goldrichtig. Auch das Relais DB0BOR wurde zur digitalen Spielwiese – mit Crosslink zwischen D-Star und DMR und Fernzugriff via SvxRemote.

Der Ortsverband ist zudem aktiv in der Nachwuchsförderung, bietet DIY-Bastelabende an und scheut sich nicht vor öffentlicher Verantwortung: Beim Ehrenamtstag der Stadt Borken 2023 war der Verein mit DARC-T-Shirts sichtbar vertreten – samt Grillfest.

Die Mitgliederzahl ist überschaubar, doch die Energie kaum zu übersehen. Zwischen Antennenplanung, QSL-Kartenlogistik, SDR-Projekten und selbstorganisierten Diplomprogrammen wie dem Burgendiplom Westfalen-Nord (WNB) pulsiert ein Enthusiasmus, der an die Gründungstage des Amateurfunks erinnert – mit dem Unterschied, dass heute ein Arduino, ein Vocoder oder ein ESP32 zur Grundausstattung gehören.

In Zeiten, in denen „Kontakt“ digital, aber häufig bedeutungslos ist, gelingt es dem OV Borken, Verbindung wieder wörtlich zu nehmen – technisch, menschlich und ideell. Man mag fragen, warum jemand heute noch Funkamateur wird. In Borken lautet die Antwort: Weil es Spaß macht, fordert – und weil nichts den Moment ersetzt, in dem ein schwaches Signal aus 10.000 Kilometern Entfernung das Rauschen durchbricht.

Und während im Sommer wieder der Grill angeht, wird sicher auch irgendwo im Hintergrund ein Beam rotieren – auf der Suche nach dem nächsten DX.

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